Freitag, 14. Oktober 2011

Die neue Protestform (occupy wallst)

Dieser Kommentar gestern zu Occupy Wallst. hat bei mir einige Gedanken angestoßen, die ich hier gleich mal weitergeben will...


Weidenfrau hat gesagt…
Wissen die überhaupt wofür oder gegen wen sie genau demonstrieren und warum?
Oder haben die nur Langeweile und sind IRGENDWIE unzufrieden?
Kein Wunder, dass die Bewegung gerade gekidnaped wird von cleveren Leuten, die wenigstens klare Ziele haben, wenn's auch nicht unbedingt die besten für die Demonstranten sind. Hihi. Wie dumm, wenn MAN einfach ohne Sinn und Verstand auf der Strasse rumirrt.
13. Oktober 2011 23:24 

Hier wird ein entscheidendes Problem in unsere Gesellschaft angesprochen. Die meisten sind halt leider noch " Schlafschafe". Sie machen sich keine Gedanken warum die Welt so läuft wie sie läuft, sondern nehmen es einfach hin. Sie sehen normalerweise auch keinen Änderungsbedarf. Es scheint ja alles zu funktionieren, denn ihnen geht es ja gut. Sie übersehen aber, dass das nicht mehr lange anhält. Und wenn es dann, scheinbar plötzlich, soweit ist und die Probleme auftreten, wie Arbeitslosigkeit, kein Geld, keine Wohnung und was sonst noch so Angst machen kann...  meistens kommen ja die Probleme nicht einzeln.... dann wissen sie nicht mehr wohin. Da sie nicht die Entstehung und die Gründe für das Problem verstehen, ( wie auch in so kurzer Zeit)  bleibt ihnen nur diese Blinde Wut. Und was macht man wenn man wütend ist? Man geht auf die Straße und macht Stress. Dann ist der erstbeste Sündenbock gut genug um diese Wut zu kanalisieren. Und wenn dann eh schon einige auf der Straße sind und einen guten Sündenbock gefunden haben, dann macht man halt einfach mit. "So viele Leute können ja nicht falsch liegen. " Und Ruck Zuck läuft man wieder den selben Rattenfängern hinterher und protestiert für seine eigene Versklavung.

Hier muss ich direkt mal Georg Schramm zitieren: " Wir brauch weniger Blinde Wut, die nur zerstörerisch ist. Sondern wir brauchen den (zielgerichteten) Zorn."

Und so komme ich nun zu meinem eigentlichen Anliegen:
Die "normale" Demonstration läuft ungefähr so: Ein wütender Mob läuft die Straße lang. Einer denkt sich einen tollen Slogan aus und den brüllen dann alle wie die Affen so lange bis sie ihn endlich selbst für richtig halten. Aber Hauptsache alle sind irgendwie dagegen. Gegen was auch immer. Das macht man dann weiter, solange bis es es der Polizei zu blöd wird und die Knüppel auspackt, damit endlich auch wieder mal Ruhe ist.

Diese Vorgehensweise ist für alle super um sich mal so richtig abzureagieren. Aber leider verhindert sie absolut einen Bewusstseins erweiternden Prozess zu begehen, zu verstehen wo die Probleme herkommen, oder gar eine kreative neue Lösung zu finden.
- Klar die Demo kommt normal erst dann, wenn die Fronten eh schon verhärtet sind, aber sie wird sie auf jeden Fall weiter verhärten.


Deshalb, finde ich diese neue Protestform, des "Campens" super! Sie bietet viel Zeit und Raum um sich tatsächlich friedlich auszutauschen. In dieser friedlichen Form ist es viel schwerer mit Parolen zu punkten die einfach nur möglichst laut und simpel sind. Mit dieser vielen Redezeit entwickelt sich automatisch ein viel tieferer Diskurs als es in einer anderen geschützten Atmosphäre, wie zB. Zuhause  möglich wäre.

Jetzt sagen bestimmt einige: " Das ist doch nichts neues! Fast jeder große Protest hat auch ein dazugehöriges Camp." - Das stimmt zB. G8 oder Castortransporte sind eine wahre logistische Meisterleistung. Da werden schon Städte aus dem nichts aufgebaut. Oder Robin Wood campt gleich in Baumkronen.. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied. Diese Camps sind alle weit weg von allen Leuten die kein Interesse an der Veranstaltung haben. Die sehen dann nur im Fernsehen die geschönte Version, oder gleich gelogene Version... Die neue Form ist das campen direkt in der Stadt an einem Platz wo möglichst viele vorbeikommen. So ist es möglich auch mit Leuten zu diskutieren die sonst absolut keine Wahrnehmung für diese Probleme oder Aktionen haben. Obwohl sie vielleicht schon bald selbst betroffen sind. Und diese Leute kann man mit Debatten über die Probleme auch eher anlocken als mit lauten Sprechchören.

Um nochmal zurück zum Kommentar zu Beginn zu kommen: Die planlose Fraktion ist garantiert bei allen Protesten groß. Bei den anderen fällt es einfach durch die Protestform nicht auf. Aber nun diese neue Form der Proteste bietet tatsächlich die Chance, das am Ende wirklich alle etwas schlauer nach hause gehen. Das ist tatsächlich Demokratie in seiner Reinform.

Also, helft den Campern!...auch wenn Ihr evtl. nicht alle Forderungen der Camper gut findet...So unterstützt ihr doch die Demokratie. Ganz nach dem Motto:" Ich mag nicht was du sagts, doch ich werde dafür kämpfen, dass du es weiter frei sagen darfst."  Danke für den Kommentar und ich bin schon auf weitere gespannt...

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